Grüß Gott! Nach all den vorigen Einträgen möchte ich euch heute nun mal unser sogenanntes Alltagsleben vorstellen! Viel Spaß beim Lesen :)
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Lu und ich stehen
jeden morgen um 7 Uhr auf. Gleich nach einem mit Liebe hingerichteten
Frühstück geht es direkt mit dem Piki Piki (der nette Fahrer wartet
immer direkt vor unserem Haus) los in die Schule, die direkt neben
der Müllhalde der Stadt liegt.
Dort erwarten uns
jeden Morgen die Kleinen und freuen sich über unsere Anwesenheit.
Die Schule fängt um 8 Uhr jeden morgen mit der Assembly an, die in
einer großen Halle stattfindet.
Ein Lehrer leitet
die dreiviertelstündige Assembly immer. Zuerst werden die Kinder
nach dem heutigen Datum gefragt und dem Jahr. Danach folgt eine
Geschichte aus der Bibel, so ziemlich alles auf Kisuaheli. Ab und zu
switchen sie immer ins Englische, wobei man sich dann fragt : „ Hab
ich da grad wirklich Englisch verstanden oder war es Kisuaheli?“.
Zwischendurch wird ständig gesungen. Entweder stimmt ein Lehrer ein,
oder Kinder werden nach vorne gebeten und bringen die Bude zum
Rocken, indem plötzlich alle mitsingen und klatschen. Neuerdings
wird sogar manchmal die Musikanlage dazugestellt, damit die Kinder
tanzen können. Das Austoben vor dem Unterricht soll die
Konzentration in den folgenden Stunden fördern, was auch ganz gut
funktioniert. Mit einem abschließendem Gebet wird die Assembly
abgeschlossen.
Nun verlassen zuerst
die Lehrer, dann die Schüler den Raum. Währenddessen stellen sich
die Lehrer draußen in einer Reihe auf und begrüßen sich
gegenseitig mit einem Händedruck, was danach auch die Kinder machen.
Diese Geste finde ich sehr schön und man fühlt sich willkommen und
alle wissen, er oder sie ist heute da. Danach gehen alle in ihre
Klassen.
Die Klassen sind
aufgeteilt von der Pre – Primary, Primary 1 & 2& 3,
Pre-Voc. Danach folgen die 4 Workshops: Homemaking(+Mandazi), Nähen,
Agriculture & Woodwork. Besonders ist außerdem die
Autistenklasse. Zusätzlich muss man ergänzen, dass die Schule eine sogenannte Boarding school ist und die meisten Kinder die Woche über bleiben. Nachts kümmern sich Housewives um sie und über die Ferien gehen alle zu ihrer Familie.
Schlafsäle der Mädchen |
Schlafsäle der Jungen |
Räume der Workshops |
Pre-Primary
wird den Kindern Disziplin beigebracht. Egal von wo die Kinder
kommen, das ist sozusagen die Auffangstation. Zudem wird ihre
Grobmotorik gefördert
( mit Lego, Stiften uvm. Spielen).
Vergleichbar ist es mit einem Kindergarten.
In den verschiedenen
Primarys wird das Niveau immer weiter gesteigert, sodass man in
Primary 3 sogar verschiedene Fächer wie Kiswahili oder Mathe hat,
natürlich auf einem sehr einfachen Level.
In der Pre-voc
werden die individuellen Fähigkeiten der Kinder festgestellt und auf
ihren Workshop vorbereitet.
Jeder Tag hat eine
Tea-Break, Lunch ( was zwischen Githeri, Ugali und Reis mit Bohnen
variiert: Ich vermiss das deutsche Essen unglaublich!) und endet für
uns um 15.30 Uhr, freitags sogar schon um 12.30 Uhr!
Lu und ich haben uns
jetzt hauptsächlich für die Primary 2&3 und den Homemaking
Workshop 4, der jeden Morgen das Mandazi Kochen und gelegentlich
Feuerholz holen beinhaltet, entschieden und erstellen uns jetzt
unseren eigenen Stundenplan, indem wir uns mit den einzelnen Klassen
abwechseln werden.
Eigene kleine
Projekte haben wir uns auch schon überlegt.
Da wir sehr
interessiert an Kiswahili sind, hat uns ein Lehrer eine Nachhilfe
gesucht. Seit bereits 2 Wochen haben wir Kiswahili Unterricht bei
Miriam, der Lehrerin von WK 4, und wir machen wirklich große
Fortschritte... sogar schon so große, dass wir ab Mitte Oktober morgens in
der Assembly den Part der Lehrerin am Anfang übernehmen dürfen. Wir
sollen sie begrüßen, das Datum erfragen und dann in ein Lied
einstimmen. Wir freuen uns da jetzt schon sehr darauf und waren von
der tollen Idee doch sehr überrascht!
Jedoch bekommen wir auch oft Besuch von unserer kleinen Nachbarin Ravia.
Manchmal sind wir
auch zu faul zu kochen und fahren an den Hippo Point um Fisch zu
essen und 0,5 l Cola für knappe 50 ct zu schlürfen.
Es ist wirklich ein tolles Gefühl, überall Willkommen zu sein. Das habe ich noch nie so sehr gespürt wie hier. Natürlich gibt es auch nicht nette Leute, die einen entweder nur dumm angucken oder blöde Sachen sagen – aber die gibt es fast überall auf der Welt.
Ich für meinen Teil
bin hier zufrieden. Keine kalten Füße seit fast 4 Wochen, man verhungert
nicht, weil die Läden gefühlt 24/7 offen haben und ich außerdem eine super
Mitbewohnerin habe, die immer für mich da ist!
Jeden Tag fällt
mein Blick mindestens einmal auf meine riesige Weltkarte in meinem
Zimmer. Zuerst denke ich immer: Krass, so weit weg von daheim und
genau auf dem Äquator und … ich bin am Ziel!