Dienstag, 9. Juni 2015

Ein Wochenende am Haus am See



Mambo vipi!

Als Lu und ich uns eines Abends zusammen setzten, merkten wir, wie die Uhr immer schneller tickt und die Zeit immer und immer schneller an uns vorbei rast. Unsere letzten 10 Wochen sind angebrochen, die meisten Wochenenden sind schon jetzt geplant, denn wir haben noch einiges vor! Auch in der Schule wollen wir noch einige Projekte beenden, bevor die Schule Anfang August für die Sommerferien schließt.

Letztes Wochenende machten wir uns also freitags nach der Schule zusammen mit unseren deutschen Freunden Martin und Jacqueline auf den Weg nach Kendu Bay, etwa 2 h südlich von Kisumu, um einen anderen Freiwilligen, Adrian, zu besuchen. Die Fahrt dahin führte uns durch traumhafte Landschaften. Als Emma mich im Dezember in der Trockenzeit besuchte, fuhren wir zwar bereits einmal nach Kendu Bay, doch durch die Regenzeit jetzt ist alles noch tausend Mal grüner geworden und aufgeblüht, was die Szenerie komplett verändert! Hier ein paar Bilder von der Hinfahrt:




So werden hier Regenschirme genutzt!


Kendu Bay als Stadt zu bezeichnen, ist wirklich sehr gewagt. Man kann Kendu Bay als eine winzige Kleinstadt beschreiben, die eben mehrere und größere Dukas, also Einkaufsmöglichkeiten, bietet als man auf dem Dorf vorfinden kann. Nur von dort kann man auch wieder mit dem Matatu nach Kisumu kommen, da die Hauptstraße durch diese kleine Stadt führt und die Kleinbusse halten.





Als wir uns dort mit Toast, Orangen, Tomaten und Bhajia ( Bratkartoffeln, die meistens auf der Straße von Frauen, von Einheimischen auch „Mamas“ genannt, zubereitet werden) eingedeckt haben, ging unsere Reise jedoch weiter! Adrian wohnt nämlich nicht direkt in Kendu Bay, sondern etwa 1h mit dem Piki Piki weiter im Inland. Also begaben wir uns auf den holprigsten, gefährlichsten und schnellsten Weg, den ich wohl jemals mit dem Piki Piki gefahren bin. Es war wirklich lebensmüde. Als ich den Fahrer auf Kiswahili darauf hingewiesen habe, dass er durch den Staub, der Dunkelheit und den Fliegen eventuell nichts mehr sieht ( so ging es jedenfalls mir) und vielleicht langsamer fahren sollte, lachte er nur und gab noch mehr Gas. Ich weiß auch nicht, warum er es nicht verstanden hat. Vielleicht hatte er bereits ein paar Fliegen im Ohr.

Nachts sind wir mitten im nirgendwo angekommen, wo die Dunkelheit von hunderten von winzigen Glühwürmchen erhellt wurde. Wir wurden gleich darauf hingewiesen, dass es zur Zeit keinen Strom gibt. „Zur Zeit“ bedeutet seit Anfang Mai, wie wir von Adrian erfuhren. Aber darauf hatten wir uns schon eingestellt, was auch überhaupt nicht schlimm für uns ist. In Kisumu haben wir auch Stromausfall, aber nur ganz selten und meist dann, wenn man skypen will ( was für ein außergewöhnlicher Zufall! ). Wir fanden es ziemlich verrückt, dass im nirgendwo plötzlich so eine riesige, aber leere und verwahrloste Hostelanlage direkt am See steht und wir in dem nobelsten der vielen Häuser einquartiert wurden. Abends machten wir es uns also mit Kerzen gemütlich und verbrachten den Abend mit Gesprächen über Gott und die Welt, im wahrsten Sinne des Wortes, zum Beispiel über das Thema, ob Religion als Fach in staatlichen Schulen unterrichtet werden sollte oder nicht oder wie wir zur Ehe zwischen gleichgeschlechtlichen Menschen stehen. Es war eine endlose Diskussion! Doch irgendwann schafften wir es doch, ins Bett zu gehen und lauschten noch eine Weile den gigantischen Tiergeräuschen.

Ich wusste, dass wir am nächsten Tag wandern gehen wollten. In meinem Gehirn hatte sich jedoch verankert, dass wir nur auf einen Hügel steigen wollen. Also nahm ich meine Wanderschuhe nicht mit. Als es hell wurde am nächsten Morgen und ich fragte, ob die hohen Berge, Homa Hills, die wir da sehen, die „Hügel“ sind, die wir besteigen wollen. Die Antwort lautete witzigerweise ja und ich dachte mir: Juuuhu! Wandern mit Vans ohne Profil, was Geileres gibt es ja nicht. Naja, trotz alledem machten wir uns natürlich auf den Weg! Ab unserer Unterkunft ging der Weg immer schön leicht bergauf bis wir Adrians Projekt erreichten. Er arbeitet als Sportlehrer an einer Secondary School. Für Lu und mich war es ziemlich interessant, auch mal eine Secondary School kennenzulernen um somit weitere Eindrücke von verschiedenen Schulsystemen Kenias zu bekommen.

Zusammen mit Adrian und zwei seiner Schüler, die unsere Guides waren, machten wir uns dann auf zum Fuß des Berges, was auch nicht ganz ohne wahr und wir da schon ganz schön aus der Puste waren! Der Aufstieg war auch nicht ganz einfach, da das Geröll Spielchen mit uns gespielt hat und manche Steine auf die man stieg, gar nicht fest waren. Dazu kam noch die zunehmende Hitze. Doch wie man an den Bildern erkennen kann, hat sich der lange Weg extrem gelohnt und wir haben unser Picknick mit einem gigantischen Ausblick richtig genossen!









Danach legten wir uns unter einen Baum, wo vorher Esel gegrast (und Kakaaaa gemacht) haben und genossen die Stille, das für uns frühlingshafte Vogelgezwitscher und das Wolkenspiel. Ich habe gar nicht registriert, dass mein linker Arm die ganze Zeit in Eselmist gelegen hat, bis Lu mich darauf hingewiesen hat. Nach einer Stunde Aufenthalt machten wir uns auf den Rückweg, wo uns das Geröll noch größere Probleme bereitete, wir aber schneller unten waren, als wir glauben konnten. Kennt ihr das Gefühl, wenn man wieder unten angekommen ist und nochmal zu dem Berggipfel hinauf schaut und denkt: Oh mein Gott, da waren wir oben?!?! Genau das dachten wir uns auch. Zum Ausspannen gönnten wir uns an einer kleinen Duka eine Soda. Es war sogar ein abgegrenzter Bereich zum Sitzen vorhanden. Doch auch in diesem Bereich waren wir nicht sicher vor den zwanzig Kindern, die uns die ganze Zeit beobachtet hatten, nachdem wir wieder unten angekommen waren vom Berg. Sie sind uns bis zur Duka gefolgt und haben ständig durch den Zaun gelugt, sodass man etwa zehn Augen durch den Zaun starren sehen konnte. So ist das oft in den ländlichen Gegenden in Ostafrika. Je weiter sich man von der Stadt entfernt, desto seltener leben dort Menschen mit heller Hautfarbe und man wird automatisch zur Attraktion. Eine Attraktion zu sein ist meist ziemlich nervig, da man eben entweder oft verfolgt wird und/ oder auch sehr häufig aus den Mündern die Frage „mzungu, how are you?“ kommt. Doch diese Frage wird man auf dem Land genauso wie in der Stadt täglich gefragt.
Witzigerweise hat Adrian den meisten Leuten in seinem Dorf den Namen Sarah beigebracht, weil seine kurzzeitige Mitfreiwillige Sarah hieß, sodass sie sie damals anstatt „mzungu“ „Sarah“ nannten. Als wir an ihnen vorbei liefen, wurde uns „Sarah“ hinter her gerufen, das war ziemlich lustig und natürlich sehr angenehm! :)

Bevor wir wieder ins Hostel am See liefen, machten wir noch Halt an Adrians Zuhause. Er wohnt direkt an der Schule in einem einfachen Haus aus Lehm und wie man sieht, hat er es sich richtig gemütlich dort gemacht und jeder weiß, dass dieses sein Zimmer ist:



In unserer Unterkunft genossen wir alle erst einmal eine Dusche, bevor wir uns noch zum Ausspannen auf eine betonierte Plattform am See setzten.


Liebeee!


Danach gingen wir Sachen zum Essen und einen Gasgrill besorgen. Außerdem hatte Adrian seine tolle Solarlampe mitgenommen, die uns richtig hilfreich beim Kochen war. In unsere Reispfanne mischten wir als Geschmacksverstärker noch die weltbeste Erdnussbutter, die der Delikatesse noch den Rest gab.

Martin schwer am Kochen!



Nach dem gemeinschaftlichen Sonntagsfrühstück machten wir uns auf den Rückweg nach Kisumu. Bevor wir jedoch nach Kendu Bay zurück fuhren, machten wir noch einen Abstecher zu den heißen Quellen, um uns jeweils ein Ei zu kochen. Nochmals trafen wir auf eine total schöne Landschaft. Je länger wir dort waren, desto mehr Kenianer versammelten sich um uns herum. Eine dort lebende Frau verlangte sogar von uns, dass wir für das Eier kochen etwas zahlen sollen. Natürlich gingen wir nicht darauf ein, da es ein öffentlicher Platz ist und an diesen Teilen der Natur ja jeder teilhaben kann. Ich meine, ihre Nachbarskinder durften dort auch ihren Mais kochen?



extrem faszinierend..nach 10 Minuten waren die Eier gut essbar!


Dann ging es mit der Piki Piki Fahrt weiter und wir stiegen ohne Adrian ins Matatu zurück nach Kisumu.

Die Atmosphäre auf dem Land war einfach gigantisch, total ruhig und entspannt und die Landschaft atemberaubend. Das liegt auch daran, dass es dort in der Gegend etwa 3 Autos weit und breit gibt. Ein richtiger Urlaub für die Seele! Wirklich ein schöner Kontrast zum lauten, vollen Kisumu und gut, um mal aus der Stadt heraus zu kommen. 

Jedoch ist es durchaus sehr angenehm, hier in Kisumu zu leben, wo man sich keine Gedanken machen muss, wie und wann man am besten an Obst/Gemüse oder zum Supermarkt kommt, haben wir bemerkt. Das Leben auf dem Land fordert mehr Geduld und Zeit, hat jedoch auch seine Vorteile. Auf jeden Fall war es eine großartige Erfahrung und ein tolles Wochenende mit super Leuten!

Der nächste Blog wird spannende Geschichten rund um die Schule erzählen, also freut euch darauf!

Bis bald,
Miri

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