Sonntag, 14. Dezember 2014

Looking for freedom


Unsere Reise begann am 16.11. Mit unseren riesen Backpacks, ohne Internet, voller Spannung und Freude verließen wir das Haus mit dem Matatu Richtung Kericho, was etwa 2 Stunden Fahrt waren. Unser Plan dort war es, die gewaltigen Teeplantagen zu sehen. Als wir ins berühmt berüchtigte Teahotel Kericho fuhren, um den besten Tee ganz Kenias zu trinken, der sonst von dort aus direkt exportiert wird, wurden wir jedoch enttäuscht: Weder Ausblick auf Teeplantagen noch den „besten“ Tee, dafür eine nette Frau und ihre Freundin, die uns herzlich aufnahmen und wir einen schönen Nachmittag zusammen hatten in dem ziemlich heruntergekommenen, aber historischem Hotel. Außerdem vermuten Lu und ich, sowieso Teeplantagen gesehen zu haben, da der ganze Weg bis Kericho ziemlich grün war.


Noch am selben Abend fuhren wir nach Nakuru.
Dies war das erste Mal, an dem uns ein Matatu Fahrer bis an ein Hotel fuhr, was wir echt praktisch fanden, vor allem im Dunkeln! Angekommen in dem Hotel mussten wir mit Lachen feststellen, dass wir so ziemlich in der letzten Absteige gelandet waren. Löcher in den Wänden, sodass man hoch zum Dachboden sehen konnte, die Türe zum Klo konnte man nicht zu machen und das Frühstück war echt bescheiden. Am nächsten Tag machten wir die Stadt klar, in die ich mich echt verliebt habe, so belebt und mit vielen engen Gässchen mit leckerem Essen. Abends waren wir äthiopisch Essen, das kann ich jedem nur empfehlen!
Wider Erwarten trafen wir im Hotel auf die ganzen Mitarbeiter des Hotels, die Gespräche mit uns anfingen und uns auf Biere einluden. Später gingen wir noch mit ihnen aus.

 




Dienstags ging es in den Menengai Crater mit unserem Guide James. Für dieses Erlebnis findet man keine Worte außer„atemberaubend“ und im Nachhinein: „krass, wir sind 24 km da drinnen gelaufen!“.





Am nächsten Tag hieß es auch schon Abschied nehmen von diesen lieben Menschen, doch wir haben versprochen, wiederzukommen!
Andererseits freuten wir uns auch schon auf Naivasha...

Da Naivasha an sich eine wirklich hässliche Stadt ist, sind wir in einem Bus direkt zum Fishermanś Camp auf der anderen Seite des Sees gefahren. Glaubt mir, ich bin noch nie wegen den Hupels auf der Straße so hoch und so oft in einem Bus hoch gesprungen wie in diesem! Im kalten Naivasha schlugen Lu und ich dann also unser kleines Zelt 5 Meter neben dem See und den Hippos, die zum Glück von einem elektrischen Zaun von uns getrennt waren, auf. Als wir am nächsten Morgen unser Frühstück zu uns nehmen wollten, wurden wir von Affen bedroht und mir blieb nichts anderes übrig, als ihn den Toast klauen zu lassen. Beim zweiten Mal war ich jedoch darauf vorbereitet und kämpfte gegen ihn, da er jedoch seinen „Ich-fress-dich-jetzt“ Blick aufsetzte, gewann er wieder und klaute unsere Mandazis, die unser Abendessen gewesen wären. Ganz schön fies, ich liebe sie trotzdem...


Wir befolgen den Rat von einem Einheimischen, nicht in den Hells Gate National Park zu gehen, denn er meinte, man sehe alle Tiere auch hier auf der Straße, man müsse nur ein paar Kilometer mit dem Mountainbike fahren. Gesagt – getan. Und das war unser Fang:




Wo ist Timon, Pumba?



Wir kamen der Giraffe immer näher...


Wir konnten alles kaum glauben und fühlten uns wie in einem „Afrikabilderbuch“. Richtig zufrieden konnten wir Naivasha und die kauenden Hippos verlassen und machten uns von der puren Natur auf den Weg in die Hauptstadt, wo wir von dem Verkehr erschlugen wurden...




… doch wir wurden von unserer Freundin Cera, die wir hier in Kisumu beim Feiern kennengelernt haben, in Nairobi lebt und im Slum Kibera als Entwicklungshelferin arbeitet, gut in Nairobi aufgefangen. Nach 1 Stunde Fahrt von der Stadt zu ihrem Haus ( ca. 6 km eigentlich nur) machten wir uns einen schönen Mädelsabend, bevor wir nichtswissend eine Rastafariparty crashten und so viel Essen wie nur möglich in uns reinstopften. Was für ein Start in Nairobi!

Sonntags waren wir bei ihrer Familie zum Essen eingeladen. Das Essen an sich war unglaublich, jedoch war die Stimmung innerhalb der Familie etwas komisch, da alle auf das stumpfsinnige Fernsehen geguckt haben und niemand mit uns reden wollte. Sogar die Kinder schrien einfach die ganze Zeit „Muzungu!“ ( Weißer). Inzwischen sind Lu und ich schon daran gewöhnt. Alle Kinder in den Straßen schreien so nach uns, und wenn sie nett sind, hängen sie noch ein „How are you?“ daran, was aber irgendwann trotzdem aufregt, wenn man es Millionen mal am Tag hört. Und vor allem von einer Familie, bei der man zum Essen eingeladen ist, kann man doch eigentlich erwarten, dass die Kinder anstatt diesem Wort mich einfach beim Namen nennen, ist ja nicht so, dass ich mich nicht vorgestellt hätte! Doch die gedrückte Stimmung legte sich auch bald und die Kinder fingen an mit uns zu spielen, also hat es doch Spaß gemacht zum Schluss.

Da dies der Abend vor meinem 19. Geburtstag war, sind wir danach noch in eine Bar gegangen, wo wir einige von Ceras Freunden kennengelernt haben. Wir wurden auf Tequila und Hähnchen mit Pommes herzlich eingeladen. Es war wirklich ein schöner Abend und um Punkt Mitternacht fingen alle auf der Tanzfläche an Happy Birthday zu singen! So schön! Vor allem, weil auch richtig fette Musik lief :)


Am nächsten Morgen wurde ich mit Gesang aufgeweckt, müde rekelte ich mich auf, es war ungefähr 7 Uhr morgens und Cera musste zur Arbeit. Meine Augen musste ich schließen, bevor ich ins Wohnzimmer geführt wurde und die Überraschung sah: Viele Kerzen und eine 19 gelegt aus Snickers, Banane und Donut, wie fett! Das zweite Frühstück fand mit lecker Käse ( DANKE Lu!)  um 11 Uhr statt, bevor wir die Wohnung verließen und in das Backpackerhostel gingen, das unsere Unterkunft für die nächsten 3 Nächte war. Von da aus machten wir die Stadt unsicher.



Bevor wir Nairobi nach fast einer Woche wieder verließen, besuchten wir noch den Masaai Market, den Sikh Tempel und das drittgrößte Slum der Welt, Kibera. Das konnten wir jedoch nur durch Cera machen, da wir uns gegen geführte Slumtouren weigern und wir echt Glück hatten, dass sie uns mit zu ihrer Arbeit nehmen konnte. Ein Freund von ihr hat uns die Gegend gezeigt.

Am Anfang hielten sich meine negativen Gefühle noch in Grenzen, da dort einfach Vieles aussah wie hier, es eine eigene Stadt neben Nairobi ist. Als wir jedoch tiefer in das Slum gelangen, veränderte sich viel von meiner Einstellung: 100 Menschen gehen auf nur eine stinkende Toilette, es herrscht ein großer Mangel in der Privatsphäre, keine Sicherheit, kein Platz, kein Geld. Wir wurden von vielen Kindern begleitet, für die wir natürlich eine Attraktion waren, obwohl inzwischen schon sehr viele „muzungus“ durch die Straßen dort ziehen aufgrund der Slumtouren. Auf meine Anfrage hin durfte ich mich sogar mit eine Frau aus dem Slum unterhalten, die nur alles bestätigt hat, was wir sahen. Vor allem den Geldmangel. Was mich aber so beeindruckt hat, waren die trotzdem netten und zuvorkommenden Leute, die jeden grüßen, die Jugend, die sich in Associations organisiert und beispielsweise zusammen tanzt, die selbstkreierten Kinos in Wellbelchhütten, um ein paar Schilling zu verdienen und die Fußballbegeisterung, da groteskerweise sogar ein Bundesligaspiel von Bayern und auch von Schalke auf einer Tafel ausgeschrieben wurde. Nach so vielen Eindrücken waren wir echt platt und stärkten uns im Subway, was plötzlich wieder eine komplett andere Welt war.
Wir sind so dankbar, dass wir diese Erfahrung in der Stadt der Kontraste machen durften!

Nach unserer Zeit in Nairobi fuhren wir 4 Stunden bis an den Kilimanjaro, wo wir in einem Hotel mit perfekten Ausblick auf den Vulkan ntergebracht waren und konnten kaum glauben, dass das Ding vor uns der Kili ist.


Am nächsten Tag erfüllten wir uns unsere Geburtstagsgeschenke an uns selbst: ein Ausflug in den Amboseli National Park. Auch hierfür – keine Worte. Das muss man mit eigenen Augen gesehen haben. Diese Masse an Tieren, dieses weite Land, die Masaai und der Kili im Hintergrund. Hinzu kam die epische Eminem Musik im Auto unseres Fahrers, der weder Englisch noch Kiswahili sprach und somit die Kommunikation nach „Baba – Mama – Mtoto“ ( wenn eine Affenfamilie, Pumbafamilie oder Elefantenfamilie vorbei lief) oder „Genuuu“ ( wenn ein Gnu vorbei lief) aufhörte.



Elephants are marching...


mein erster Wirbelsturm!


Masaai hüten ihre Kühe








Nach diesem erfüllten Tag machten uns Lu und ich früh am nächsten Morgen nach dem Frühstück am Kili mit geliehenem Auto auf den Weg, die Welt zu erkunden. Natürlich scheiterte ich beim ersten Mal links abbiegen und betätigte den Scheibenwischer anstatt des Blinkers. Demzufolge fuhren wir erst mal zehn Minuten mit Scheibenwischer bei 30 Grad und schönstem Wetter durch die Gegend, weil wir den Ausschalter nicht fanden.



Freitag nachts diskutierten wir, wo sich unser nächstes Ziel befindet. Eigentlich wollten wir an die Küste, doch nach sämtlichen Warnungen wegen den erneuten Anschlägen konnten wir dies nicht mehr mit unserem Gewissen vereinbaren und beschlossen, Anna in Kisii zu ihrem Geburstag am Samstag zu überraschen. Also fuhren wir am nächsten Tag 11 Stunden über Nairobi nach Kisii ( nie wieder!). Da Anna dachte, dass wir an der Küste sind und ein Bierchen dort auf sie anstoßen, ist unsere Überraschung der Hammer geworden und wir haben alle kräftig zusammen gefeiert!

Burtstagskind!






Da Lu und ich noch nicht heimwollten, beschlossen wir, nach Kisii nach Homa Bay zu fahren und von dort aus mit der Fähre über Mbita nach Mfangano Island. Mit einem riesigen, einfachen Boot, auf dem nicht nur 50 Menschen, sondern auch Sofas und viel Zuckerrohr transportiert wurde, schipperten wir über den Viktoriasee hin zu der Insel.



Wir kamen in der Hauptstadt der Insel, Sena, an. Diese bestand nur aus etwa 20 Wellblechhütten inmitten schönster Natur. Sofort suchten wir unser Hotel auf und wussten: Jetzt gibt es wirklich nichts Schlimmeres mehr als diese Unterkunft. Problem waren nicht die Betten, die Latrine oder das nicht funktionierende Licht, sondern die Fliegen. Unsere Betten waren voller kleiner Fliegen, tot und lebendig und draußen schwirrten Schwärme von ihnen umher, vor allem nachts und morgens. Dies war die einzige Sache, die für mich das Paradies nicht perfekt machten.
Noch am selben Tag kletterten wir mit einem Inselbewohner den Berg hoch zu 150 Jahre alten Höhlenmalereien und hörten uns Geschichten alter Riten an.
Nach einem leckeren Fisch am Abend saßen wir mit 2 Schweizern zusammen und Christian, einem 64-jährigen Franzosen, der ein Jahr durch Afrika reist und schon so ziemlich in jedem Land der Welt gewesen ist. Dieser Mann hat mich so beeindruckt und auch beeinflusst. Seine Einstellung ist: Wenn man Rentner ist und etwas Geld zur Verfügung hat, sollte man es in reisen stecken, da hat man am meisten von. Er hat das Glück, gesund zu sein und erfüllt sich jetzt seine Träume. Christian war sogar im Sudan und meint, nein, es sei nicht gefährlich dort. Außerdem hat er die Grenze von Äthiopien zu Kenia zu Fuß überschritten. Dieser Mann erinnert mich doch sehr stark an Allan Karlsson aus „Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand“ und ich finde, dass seine Worte wirklich weise waren.

Ungeduscht und verschwitzt flüchteten wir am nächsten Morgen aus diesem Hotel, um mit dem Boot auf Takawiri Island zu kommen. Voller kleiner Fliegen stiegen wir aus und überquerten zu Fuß einmal die ganze, fast unbewohnte Insel, ehe wir am schönsten Strand des Viktoriasees standen. Wir machten uns einen schönen Tag am verlassenen Strand mit Kokusnuss und... wir haben sogar im See gebadet, was ja eigentlich strengstens untersagt ist wegen der Billharziose!




Nach diesem entspannten Vormittag konnten wir gemütlich den Heimweg einschlagen. Fröhlich und glücklich wie noch nie wurden wir von unserer „Familie“ hier empfangen.

Ich muss sagen, dass diese 2,5 - wöchige Reise so ziemlich das unvergesslichste und gewagteste war, was ich jemals in meinem Leben bis jetzt gemacht habe - 2 junge Mädels mit dem Matatu durch Kenia... und ich würde es jederzeit wieder tun!

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