Mambo vipi!
Als Lu und ich uns
eines Abends zusammen setzten, merkten wir, wie die Uhr immer
schneller tickt und die Zeit immer und immer schneller an uns vorbei
rast. Unsere letzten 10 Wochen sind angebrochen, die meisten
Wochenenden sind schon jetzt geplant, denn wir haben noch einiges
vor! Auch in der Schule wollen wir noch einige Projekte beenden,
bevor die Schule Anfang August für die Sommerferien schließt.
Letztes Wochenende
machten wir uns also freitags nach der Schule zusammen mit unseren
deutschen Freunden Martin und Jacqueline auf den Weg nach Kendu Bay,
etwa 2 h südlich von Kisumu, um einen anderen Freiwilligen, Adrian,
zu besuchen. Die Fahrt dahin führte uns durch traumhafte
Landschaften. Als Emma mich im Dezember in der Trockenzeit besuchte, fuhren wir zwar
bereits einmal nach Kendu Bay, doch durch die Regenzeit jetzt ist
alles noch tausend Mal grüner geworden und aufgeblüht, was die
Szenerie komplett verändert! Hier ein paar Bilder von der Hinfahrt:
So werden hier Regenschirme genutzt! |
Kendu Bay als Stadt
zu bezeichnen, ist wirklich sehr gewagt. Man kann Kendu Bay als eine
winzige Kleinstadt beschreiben, die eben mehrere und größere Dukas,
also Einkaufsmöglichkeiten, bietet als man auf dem Dorf vorfinden
kann. Nur von dort kann man auch wieder mit dem Matatu nach Kisumu
kommen, da die Hauptstraße durch diese kleine Stadt führt und die
Kleinbusse halten.
Als wir uns dort mit
Toast, Orangen, Tomaten und Bhajia ( Bratkartoffeln, die meistens auf
der Straße von Frauen, von Einheimischen auch „Mamas“ genannt,
zubereitet werden) eingedeckt haben, ging unsere Reise jedoch weiter!
Adrian wohnt nämlich nicht direkt in Kendu Bay, sondern etwa 1h mit
dem Piki Piki weiter im Inland. Also begaben wir uns auf den
holprigsten, gefährlichsten und schnellsten Weg, den ich wohl jemals
mit dem Piki Piki gefahren bin. Es war wirklich lebensmüde. Als ich
den Fahrer auf Kiswahili darauf hingewiesen habe, dass er durch den
Staub, der Dunkelheit und den Fliegen eventuell nichts mehr sieht (
so ging es jedenfalls mir) und vielleicht langsamer fahren sollte,
lachte er nur und gab noch mehr Gas. Ich weiß auch nicht, warum er
es nicht verstanden hat. Vielleicht hatte er bereits ein paar Fliegen
im Ohr.
Nachts sind wir
mitten im nirgendwo angekommen, wo die Dunkelheit von hunderten von
winzigen Glühwürmchen erhellt wurde. Wir wurden gleich darauf
hingewiesen, dass es zur Zeit keinen Strom gibt. „Zur Zeit“
bedeutet seit Anfang Mai, wie wir von Adrian erfuhren. Aber darauf
hatten wir uns schon eingestellt, was auch überhaupt nicht schlimm
für uns ist. In Kisumu haben wir auch Stromausfall, aber nur ganz
selten und meist dann, wenn man skypen will ( was für ein
außergewöhnlicher Zufall! ). Wir fanden es ziemlich verrückt, dass
im nirgendwo plötzlich so eine riesige, aber leere und verwahrloste
Hostelanlage direkt am See steht und wir in dem nobelsten der vielen
Häuser einquartiert wurden. Abends machten wir es uns also mit
Kerzen gemütlich und verbrachten den Abend mit Gesprächen über
Gott und die Welt, im wahrsten Sinne des Wortes, zum Beispiel über
das Thema, ob Religion als Fach in staatlichen Schulen unterrichtet
werden sollte oder nicht oder wie wir zur Ehe zwischen
gleichgeschlechtlichen Menschen stehen. Es war eine endlose
Diskussion! Doch irgendwann schafften wir es doch, ins Bett zu gehen und lauschten noch eine Weile den gigantischen Tiergeräuschen.
Ich wusste, dass wir
am nächsten Tag wandern gehen wollten. In meinem Gehirn hatte sich
jedoch verankert, dass wir nur auf einen Hügel steigen wollen. Also
nahm ich meine Wanderschuhe nicht mit. Als es hell wurde am nächsten
Morgen und ich fragte, ob die hohen Berge, Homa Hills, die wir da
sehen, die „Hügel“ sind, die wir besteigen wollen. Die Antwort
lautete witzigerweise ja und ich dachte mir: Juuuhu! Wandern mit Vans
ohne Profil, was Geileres gibt es ja nicht. Naja, trotz alledem
machten wir uns natürlich auf den Weg! Ab unserer Unterkunft ging
der Weg immer schön leicht bergauf bis wir Adrians Projekt
erreichten. Er arbeitet als Sportlehrer an einer Secondary School.
Für Lu und mich war es ziemlich interessant, auch mal eine Secondary
School kennenzulernen um somit weitere Eindrücke von verschiedenen
Schulsystemen Kenias zu bekommen.
Zusammen mit Adrian
und zwei seiner Schüler, die unsere Guides waren, machten wir uns
dann auf zum Fuß des Berges, was auch nicht ganz ohne wahr und wir
da schon ganz schön aus der Puste waren! Der Aufstieg war auch nicht
ganz einfach, da das Geröll Spielchen mit uns gespielt hat und
manche Steine auf die man stieg, gar nicht fest waren. Dazu kam noch
die zunehmende Hitze. Doch wie man an den Bildern erkennen kann, hat
sich der lange Weg extrem gelohnt und wir haben unser Picknick mit
einem gigantischen Ausblick richtig genossen!
Danach legten wir
uns unter einen Baum, wo vorher Esel gegrast (und Kakaaaa gemacht)
haben und genossen die Stille, das für uns frühlingshafte
Vogelgezwitscher und das Wolkenspiel. Ich habe gar nicht registriert,
dass mein linker Arm die ganze Zeit in Eselmist gelegen hat, bis Lu
mich darauf hingewiesen hat. Nach einer Stunde Aufenthalt machten wir
uns auf den Rückweg, wo uns das Geröll noch größere Probleme
bereitete, wir aber schneller unten waren, als wir glauben konnten.
Kennt ihr das Gefühl, wenn man wieder unten angekommen ist und
nochmal zu dem Berggipfel hinauf schaut und denkt: Oh mein Gott, da
waren wir oben?!?! Genau das dachten wir uns auch. Zum Ausspannen
gönnten wir uns an einer kleinen Duka eine Soda. Es war sogar ein
abgegrenzter Bereich zum Sitzen vorhanden. Doch auch in diesem
Bereich waren wir nicht sicher vor den zwanzig Kindern, die uns die
ganze Zeit beobachtet hatten, nachdem wir wieder unten angekommen
waren vom Berg. Sie sind uns bis zur Duka gefolgt und haben ständig
durch den Zaun gelugt, sodass man etwa zehn Augen durch den Zaun
starren sehen konnte. So ist das oft in den ländlichen Gegenden in
Ostafrika. Je weiter sich man von der Stadt entfernt, desto seltener
leben dort Menschen mit heller Hautfarbe und man wird automatisch zur
Attraktion. Eine Attraktion zu sein ist meist ziemlich nervig, da man
eben entweder oft verfolgt wird und/ oder auch sehr häufig aus den
Mündern die Frage „mzungu, how are you?“ kommt. Doch diese Frage
wird man auf dem Land genauso wie in der Stadt täglich gefragt.
Witzigerweise hat
Adrian den meisten Leuten in seinem Dorf den Namen Sarah beigebracht,
weil seine kurzzeitige Mitfreiwillige Sarah hieß, sodass sie sie
damals anstatt „mzungu“ „Sarah“ nannten. Als wir an ihnen
vorbei liefen, wurde uns „Sarah“ hinter her gerufen, das war
ziemlich lustig und natürlich sehr angenehm! :)
Bevor wir wieder ins
Hostel am See liefen, machten wir noch Halt an Adrians Zuhause. Er
wohnt direkt an der Schule in einem einfachen Haus aus Lehm und wie
man sieht, hat er es sich richtig gemütlich dort gemacht und jeder
weiß, dass dieses sein Zimmer ist:
In unserer
Unterkunft genossen wir alle erst einmal eine Dusche, bevor wir uns
noch zum Ausspannen auf eine betonierte Plattform am See setzten.
![]() |
Liebeee! |
Danach gingen wir
Sachen zum Essen und einen Gasgrill besorgen. Außerdem hatte Adrian
seine tolle Solarlampe mitgenommen, die uns richtig hilfreich beim
Kochen war. In unsere Reispfanne mischten wir als
Geschmacksverstärker noch die weltbeste Erdnussbutter, die der
Delikatesse noch den Rest gab.
Martin schwer am Kochen! |
Nach dem
gemeinschaftlichen Sonntagsfrühstück machten wir uns auf den
Rückweg nach Kisumu. Bevor wir jedoch nach Kendu Bay zurück fuhren,
machten wir noch einen Abstecher zu den heißen Quellen, um uns
jeweils ein Ei zu kochen. Nochmals trafen wir auf eine total schöne
Landschaft. Je länger wir dort waren, desto mehr Kenianer
versammelten sich um uns herum. Eine dort lebende Frau verlangte
sogar von uns, dass wir für das Eier kochen etwas zahlen sollen.
Natürlich gingen wir nicht darauf ein, da es ein öffentlicher Platz
ist und an diesen Teilen der Natur ja jeder teilhaben kann. Ich
meine, ihre Nachbarskinder durften dort auch ihren Mais kochen?
extrem faszinierend..nach 10 Minuten waren die Eier gut essbar! |
Dann ging es mit der
Piki Piki Fahrt weiter und wir stiegen ohne Adrian ins Matatu zurück
nach Kisumu.
Die Atmosphäre auf
dem Land war einfach gigantisch, total ruhig und entspannt und die
Landschaft atemberaubend. Das liegt auch daran, dass es dort in der
Gegend etwa 3 Autos weit und breit gibt. Ein richtiger Urlaub für
die Seele! Wirklich ein schöner Kontrast zum lauten, vollen Kisumu
und gut, um mal aus der Stadt heraus zu kommen.
Jedoch ist es
durchaus sehr angenehm, hier in Kisumu zu leben, wo man sich keine
Gedanken machen muss, wie und wann man am besten an Obst/Gemüse oder
zum Supermarkt kommt, haben wir bemerkt. Das Leben auf dem Land
fordert mehr Geduld und Zeit, hat jedoch auch seine Vorteile. Auf
jeden Fall war es eine großartige Erfahrung und ein tolles Wochenende mit super Leuten!
Der nächste Blog
wird spannende Geschichten rund um die Schule erzählen, also freut
euch darauf!
Bis bald,
Miri