Hallo Freunde!
Jetzt ist schon August und wir sind schon sage und schreibe 11 Monate hier. Innerhalb von 11 Monaten, habe ich 2 Tagebücher vollgeschrieben und mit dem dritten angefangen. Jeden Tag gibt es Spektakuläres, Aufregendes oder irgendetwas Eigenartiges zu berichten, vom Alltag, von Menschen, denen man auf der Straße begegnet und von der Arbeit. 11 Monate einen komplett anderen Alltag im Vergleich zu meinem gewohnten Leben haben, sich ein eigenes Leben hier aufzubauen, neue Freunde zu finden und mit einer so tollen Mitbewohnerin zusammen zu wohnen.
Die Schule hat schon geschlossen, nun bleiben noch schlappe 3 Wochen übrig um nochmals eine kleine Reise zu unternehmen, ein letztes Mal Freunde zu treffen, mit Lisa einen local -Kochkurs zu machen, mit Rawia, Feisal und Baraka zu spielen und noch ein paar Dinge zu erledigen, bevor wir dann in das Flugzeug steigen und unser Leben hier nur noch unsere Erinnerung sein wird.
Nun möchte ich euch aber von den letzten Wochen und Tagen in der Schule erzählen, die mit die schönsten für uns waren!
In den letzten Wochen haben wir es jeden Tag genossen, Mandazis für die Kinder zu kochen und haben alles mit noch mehr Energie und guter Laune angepackt, als wir es sowieso schon gemacht hatten – man spürte, dass es eben bald vorbei sein wird und man die Kinder zum Schluss gehen lassen muss. Also spielten wir mehr mit ihnen, tanzten und beendeten noch einige Projekte.
Das Jahr über haben wir Klopapierrollen gesammelt, um mithilfe von Reis und/oder Bohnen am Ende ein paar Rasseln herstellen zu können. Damit können die Kinder in der Morgen- Assembly jetzt zusätzlich zu anderen Trommeln noch krach machen.
Auch haben wir uns am Anfang vorgenommen, die Schlafräume der Jungs und Mädchen zu verschönern. So bastelten wir Mobilees mit Fotos von den Kindern und hängten Vorhänge auf. Jetzt sieht das Ganze wirklich nach einem Schlafzimmer aus und man kann sich wohlfühlen! Die Kinder mochten vor allem die Fotos sehr, da viele von ihnen selten Fotos von sich zu Gesicht bekommen, da es nur wenige oder keine gibt.
Bootsfahrt
Bevor die Schule schloss, hatten wir auch noch Großes mit 17 Kindern und 2 begleitenden Lehrern vor – eine Bootsfahrt über den Viktoriasee mit anschließendem Chipsi essen und Soda trinken bei unserer Fisch Mama Mary. Dies sollte der Abschied von uns an die Kinder darstellen.
Leider konnten wir nicht alle Kinder mitnehmen, da sehr viele von ihnen Epileptiker sind und viele eine eigene Hilfskraft benötigt hätten. Wider Erwarten lief alles exakt nach Plan ab. Das bestellte Matatu kam, um alle Kinder einzuladen. Ok, vielleicht lief doch nicht alles nach Plan ab... Unsere liebe Anna aus dem Workshop 4 wollte nämlich nicht ins Matatu einsteigen und rief die ganze Zeit : „ Siendi!“ ( „ Ich gehe nicht! “), sondern putzte lieber die Küche weiter. Als wir losfahren wollten, kam sie jedoch angerannt und sprang voller Freude ins Matatu... diese Kinder :)
Die Fahrt zum See war sehr unterhaltsam. Alle nebeneinander gequetscht sangen und waren total fröhlich, obwohl sie gar nicht wussten, was auf sie zukommt. Doch allein mal aus der Schule heraus zu kommen, ist für viele Kinder ein riesen Erlebnis!
Dann waren wir angekommen und ich meinte zu Anna: „Anna, we go swim!“, was ich lieber nicht hätte tun sollen und ich auch sehr bereut habe. Denn danach wollte Anna nicht mehr mit aufs Boot, weil sie dachte, dass wir schwimmen gehen. Jaja, so ließen wir also Anna am Steg mit einem Lehrer zurück und schrieen ihr vom Boot aus „ Byeeee!“ zu, um sie doch noch zu überzeugen – doch das war vergebens. Also legten wir ab. Unser Bootsführer war ein sehr netter und offenbarte uns viel Hintergrundwissen über den See und die Landschaft in sehr einfachem, kindgerechten Englisch und stellte immer wieder auch Verständnisfragen. Auf seine Frage: „ These women are washing in the water. What are they doing?“ antworteten die Kinder : „Water!“. Solche Antworten ließen uns alle oft schmunzeln, aber wir wussten genau, dass sie verstanden hatten, was er erklärt hatte.
Als wir an Hippos vorbei schipperten, war die Freude natürlich am größten! Alle waren total aufgeregt, Hippos zu sehen und sie hatten auch wirklich Glück, denn es waren 5 auf einmal, unter ihnen 2 Baby Hippos. Nach so vielen aufregenden Ereignissen kehrten wir zurück und nahmen an dem kleinen Hoteli ( Restaurant) unserer Freundin Mary Platz, wo sie schon für alle Pommes mit Soda bereit gestellt hatte. Wirklich toll, dass sie es so pünktlich geschafft hatte, denn so viele Kartoffeln zu schälen und zu frittieren, ist echt viel Arbeit! So aßen wir alle unser Mittagessen und waren fröhlich.
Lieblingsbar Dunga Hill Camp mal von unten! |
Linus schlürft gemütlich seine Coke |
Eine halbe Stunde später kam auch schon das Matatu und alle Kinder stiegen wieder ein. Viele bedankten sich bei uns, bevor wir wieder in die Schule eintrafen und alle wieder an ihre Arbeit gingen. Lu und mir hat es wirklich sehr gefallen!
Samstag ist Spieletag!
Am letzten Samstag vor Schließung der Schule kamen Lu und ich morgens in die Schule, um Mandazis für die Kinder zu kochen. Diese teilten wir wie immer zur Tea Break aus. Danach hingen wir das Volleyballnetz auf und Lu spielte mit vielen Kindern Volleyball, ich suchte mir andere Schüler um mit ihnen in Teams einen Ball hin- und her zu werfen, was besser funktionierte, als ich dachte. Danach schnitten wir noch Melonen zum Mittag auf, stellten die Musikanlage für Nachmittags bereit und ließen für eine Überraschung Wasser in Luftballons laufen... Nach dem Mittagessen lief dann in der Assembly Hall local Musik ( Bongo, Rhumba, Luo-Musik,..) und der Großteil der Schüler tanzte, während viele andere wieder draußen am Netz standen. Wir warfen uns gegenseitig Wasserbomben über das Netz. Es hat ein wenig gedauert, bis die Schüler verstanden, dass sich darin Wasser befindet, aber umso schneller war der Zeitpunkt erreicht, an dem die Kinder wussten, wie sie die Bombe werfen mussten, damit sie zerplatzt. Das freute vor allem Lu sehr, die etwas nass dabei geworden ist.
In den folgenden Minuten gesellte sich noch eine Lehrerin dazu, die auch mächtig Spaß an der Freude hatte.
Zum Schluss waren alle nur noch am lachen und echt nass. Anschließend gaben wir den Kindern noch Seifenblasen, wo sich viele Schüler ausprobieren konnten. Bei manchen hat es mehrere Anläufe gebraucht. Andere waren damit beschäftigt, sie zu zerschlagen und platzen zu lassen.
Sogar ausm Fenster raus! |
Alles in allem waren wir richtig zufrieden mit diesem Tag!
Lu war in letzter Zeit immer wieder schlecht und schwindelig und leider musste sie auch bei dem Vortrag raus gehen. Ich hatte seit einigen Wochen wieder zunehmende Magenbeschwerden und am nächsten Tag, an dem wir uns eigentlich richtig von den Kindern verabschieden wollten, hatte es mich dann richtig erwischt. Wir waren zwar in der Schule am Dienstag, um Abschied zu nehmen, doch wir wollten am liebsten wieder Heim, weil es uns nicht so gut ging. Am nächsten Tag gingen wir ins Krankenhaus und ich wurde stationär aufgenommen – Amöben und bakterielle Infektion.
Nach 3 Tagen Krankenhausaufenthalt ( mit dem absolut leckerstem Krankenhausessen, was ich je gegessen habe, denn der Koch hat mir sogar eine Pizza und ein Tomaten-Zwiebel-Käse-Sandwich zubereitet !!!) und ein paar Tagen Ruhe geht es mir, wie auch Lu, wieder gut.
Der Abschied von den Kindern ist durch gesundheitliche Umstände etwas in den Hintergrund gerückt und wir sind einfach froh, dass wir vor dem eigentlichen Abschied noch ein paar schöne Tage mit den Kindern hatten! Die meisten Kinder, von den ich mich verabschieden konnte, haben es, wie schon befürchtet, auch gar nicht registriert, dass wir nicht wiederkommen werden nach den großen Ferien.
Die Zeit an der Lutheran war für mich persönlich sehr bereichernd, ereignisreich und schön. Viele Momente werden mir hoffentlich auf Lebzeiten im Gedächtnis bleiben und diese Kinder an sich kann man sowieso nicht vergessen. So unfassbar, wie einzigartig jeder einzelner ist! Natürlich gab es auch einige doofe Momente und Situationen, hauptsächlich Missverständnisse mit den Lehrern..aber das gehört nun mal dazu!
Worauf wir uns noch freuen, ist die Farewell-Party, die die Lehrer für uns organisieren und wir sind gespannt, was da noch auf uns zukommen wird!
Bye! See you?! Eure Miri